Borgward BX7 - alter Name, neues SUV
Arabella, Isabella. Fast vergessene Namen - zu Unrecht. Bis zur Firmenpleite im Jahr 1961 wurden in Bremen von der Firma Borgward innovative und qualitativ hochwertige Automobile hergestellt. Qualitativ hochwertig heißt in diesem Fall: auf Augenhöhe mit Mercedes. Nicht wenige Fachleute sind sogar der Meinung, dass Borgward bessere Autos als Mercedes produziert hat. Auf jeden Fall war der Bremer Hersteller den Stuttgartern immer ein Dorn im Auge. Als Borgward in die Pleite rutschte, atmete man bei Mercedes hörbar auf. Ironie der Geschichte: Ein großer Teil der Mercedes-Modellpalette wird heute ausgerechnet in Bremen produziert.
Das neue SUV Borgward BX7 hat technisch natürlich nichts mehr mit Arabella und Isabella zu tun. Hersteller ist vielmehr ein chinesischer Konzern, der sich die Marken- beziehungsweise Namensrechte gesichert hat. Ursprünglich war geplant, das Borgward-SUV auch in Bremen zu produzieren. Dort war ein entsprechendes Grundstück reserviert. Die Frist für das Vorkaufsrecht ist allerdings verstrichen. Ob es einmal wieder Borgward-Automobile aus Bremen geben wird, ist ungewiss.
Ganz neue Vertriebswege
Der Borgward BX7 ist vorerst das einzige in Deutschland angebotene Modell. Borgward-Händler sucht man vergebens - es gibt keine. Die Wartungsarbeiten übernimmt die ATU-Werkstattkette. Das Borgward-SUV gibt es nur im Internet zu kaufen. Man kann es sich nach Hause liefern lassen oder man holt es einfach in der Borgward-Zentrale in Stuttgart (eine weitere Ironie der Geschichte) ab und spart die Überführungskosten. Das macht Sinn, denn der Borgward BX7 ist ohnehin teuer genug. Zumindest auf den ersten Blick.
Echte Vollausstattung
44.200 Euro kostet das 4,71 Meter lange Borgward SUV, fast doppelt so viel wie ein vom Platzangebot her vergleichbarer Mitsubishi Outlander. Für etwa das gleiche Geld gibt es auch einen Audi Q5. Im Gegensatz zu diesem ist der Borgward BX7 ein echter Vollausstatter - Extras gibt es praktisch nicht. Ein voll ausgestatteter Audi Q5 kann locker 90.000 Euro verschlingen, das Doppelte des Borgward-Preises.
Die Ausstattungsliste des Borgward-SUV ist beeindruckend: Allradantrieb, automatisches Getriebe, Digitalinstrumente, Glasschiebedach, Ledersitze, Rundumsichtkamera, Xenon-Scheinwerfer, Totwinkel-Assistent und noch andere vermeintliche Kleinigkeiten, die bei anderen - vornehmlich deutschen - Herstellern extra bezahlt werden müssen.
Gemütlicher Gleiter
Ein Ausbund an Temperament ist das neue Borgward-SUV nicht. Einzige Motorvariante ist ein Zweiliter-Turbobenziner mit 224 PS. Das sollte eigentlich auch bei immerhin fast 1,9 Tonnen Leergewicht für muntere Fortbewegung reichen. Da hat der Motor allerdings die Rechnung ohne das Getriebe gemacht. Die sanft und komfortabel schaltende Sechsgangautomatik hält nichts von zackigen Gangwechseln. Der Sprint auf 100 Stundenkilometer gelingt mit Ach und Krach unter zehn Sekunden, bei 208 km/h Höchstgeschwindigkeit ist Schluss. Doch die träge Automatik kostet nicht nur Leistung, sondern auch Benzin. Eine Normverbrauchsangabe von 10,2 Litern erschreckt zunächst, auch wenn sie sich als durchaus realistisch erweisen sollte. Ein sechszylindriger Audi Q5 mit 354 PS bleibt fast zwei Liter unter dem Borgward-SUV.
In der Praxis wird der Audi sicherlich kaum weniger Kraftstoff verbrauchen, das liegt aber auch an dem weichen, fast schwammigen Fahrwerk des BX7, das alle sportlichen Ambitionen im Keim erstickt. Ganz automatisch lässt man es eher gemütlich angehen. Dann ist der Borgward BX7 ein durchaus feines SUV mit sehr guter "Wohnqualität" und sauberer Verarbeitung.
Angenehmer Alltag
Auf Grund seines komfortablen Fahrwerks und der zahlreichen, zum Teil luxuriösen Ausstattungsmerkmale ist der Borgward BX7 ein sehr angenehmer Begleiter im Alltag. Im Innenraum gibt es reichlich Platz, auch seitlich und nach oben (Außenhöhe 1,69 Meter). Das Normkofferraumvolumen geht mit 545 Litern vollkommen in Ordnung. Luxusfeatures wie die elektrische Heckklappe und der schlüssellose Zugang möchte man bald nicht mehr missen; die beheizten Ledersitze sind Entspannung pur.
Trotzdem gibt es etwas zu meckern. Der Tankinhalt ist mit 60 Litern etwas zu klein geraten und die zulässige Zuladung von nur 387 Kilogramm ist eher ein Witz. Die Konkurrenz bietet da bis zu 300 Kilogramm mehr, ein Range Rover Sport mehr als das Doppelte des Borgward-Wertes. Die gleiche Zuladung ist übrigens für den Mitsubishi Space Star zugelassen, der ist fast einen Meter kürzer als das chinesische SUV und wiegt leer gerade einmal die Hälfte. Da sollte Borgward schleunigst nachbessern. Vielleicht fällt dann sogar noch etwas Dynamik für das Fahrwerk ab und der Borgward BX7 rückt etwas näher an die Konkurrenz heran.
Borgward BX7 - für wen?
Die Zielgruppe des neuen Borgward BX7 ist schwer auszumachen. Käufer deutscher Nobel-Produkte werden sich schon bei der Nennung des Herstellerlandes mit Grausen abwenden. Die Fahrer japanischer Vernunft-SUV, die auf Digitalinstrumente etc. gern verzichten, schreckt der hohe Kaufpreis ab. Dafür können sie ihren Mitsubishi Outlander oder Subaru Forester bis zum "Geht nicht mehr" hochrüsten und haben dann immer noch fünf Jahre volle Werksgarantie, wo der Borgward genau wie seine deutsche Nobelkonkurrenz von Audi, Mercedes, Porsche und Volkswagen nur peinliche zwei Jahre bietet. Allein mit einem nostalgischen Namen lässt sich kaum ein Auto verkaufen. Vielleicht findet das neue SUV Borgward BX7 ja doch noch irgendwo seine Zielgruppen-Lücke. Aber eines steht jetzt schon fest: Diese Lücke wird sehr klein sein.
Bilder vom Borgward BX7
Mit Klick auf ein Bild öffnet sich die Gallery!
Fotos©Borgward