Neuer VW Tiguan - erster Volkswagen mit Partikelfilter
Volkswagens beliebtes Kompakt-SUV bietet jetzt ein technisches Highlight. Als erstem Fahrzeug aus dem Volkswagen-Konzern haben die Ingenieure dem 1,4 Liter-Turbobenziner einen Partikelfilter spendiert. Die Vorreiterrolle steht der wohl vernünftigsten und preiswürdigsten Version des VW Tiguan ausgesprochen gut.
Auch Benziner rußen
Wozu der motorseitige Aufwand gut ist, zeigt bereits eine nüchterne Zahl. Mit dem Benzinpartikelfilter werden die schädlichen, möglicherweise Krebs erregenden Rußpartikel um 90 Prozent reduziert. Ausgerechnet die modernste Benziner-Motorentechnik stößt nämlich wegen nicht ganz rückstandsfreier Verbrennung überdurchschnittlich viele Rußpartikel aus.
Durch den lobenswerten Einbau des Partikelfilters ist der Tiguan mit dem 150 PS starken Benziner gut für die Zukunft - nämlich die überaus strenge 6c-Abgasnorm - gerüstet. Ein weiteres Kaufargument für den Bestseller aus Wolfsburg.
Starkes SUV mit starker Konkurrenz
Im Segment der Kompakt-SUV (und übrigens aller hierzulande angebotenen SUV überhaupt) ist der VW Tiguan Zulassungskönig. Das geht so weit, dass die Fahrzeug-Klasse, in der der Wolfsburger Verkaufsrenner antritt, gern als "Tiguan-Klasse" bezeichnet wird. Dabei hat es auch die neue Generation des Wolfsburger Kompakt-SUV mit immer stärker werdender Konkurrenz zu tun.
Der Audi Q3 ist edler, der BMW X1 sportlicher, der neue Jaguar E-Pace stylisher, der Mitsubishi Outlander größer, der Mercedes GLA prestigeträchtiger, der Nissan Qashqai und andere günstiger; Hyundai Tucson und Kia Sportage bieten großzügigere Garantien. Und genau das ist der Trick des Tiguan. Bei keiner Eigenschaft tut er sich besonders hervor. Aber andererseits erlaubt er sich keine Schwächen. Diese beruhigende Ausgewogenheit hat ihn zum Spitzenreiter gemacht. Aber was ist mit dem Preis?
Starker Auftritt zu noch vertretbaren Preisen
Die angesprochene Ausgewogenheit findet sich in jedem Bereich. Keine Superlativen. Erstaunlich: Der Tiguan ist nicht einmal das zuverlässigste Fahrzeug seiner Klasse. Aber natürlich ist er im oberen Bereich zu finden - ein überaus verlässliches SUV. Der BMW X1 verspricht mehr Dynamik, der VW ist ihm jedoch dicht auf den Fersen - bei gleichzeitig deutlich besserem Fahrkomfort. Und so geht das in jedem Segment weiter. Keine ersten Plätze, aber fast überall Zweiter. Das Prinzip ist bekannt: Wer in der Formel 1 beständig bei jedem Rennen Zweiter wird, nie ausfällt, der hat gute Chancen auf die Weltmeisterschaft.
Technisch gesehen bietet der VW Tiguan nicht mehr als solide Volkswagen-Hausmannskost. Der 1,4 Liter Turbobenziner mit Zylinderabschaltung ist in zahlreichen Konzernmodellen - vom Skoda Fabia über den Seat Ateca und Audi Q3 bis zum VW Passat - verbaut. Allerdings bislang ohne Partikelfilter - da hat der Tiguan aktuell die Saubermann-Nase vorn. Der Vierzylinder-Benziner läuft ausgesprochen ruhig und liefert mit 250 Newtonmeter Drehmoment völlig ausreichende Kraft. Eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h von 9,2 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 202 Stundenkilometern ist über jeden Zweifel erhaben. Wem das zu langsam ist, der hat den Sinn dieses ausgeglichen Kompakt-SUV nicht verstanden. Als Normverbrauch werden 5,8 Liter auf 100 Kilometer angegeben - das sind gerade einmal 1,1 Liter mehr als VW für den ebenfalls 150 PS starken Diesel verspricht. Auch ohne Dieselskandal ist der ausgewogene Benziner in den meisten Fällen die bessere Wahl.
Der 1,4 Liter-Benziner wird serienmäßig mit einem gut schaltbaren Sechsganggetriebe ausgeliefert. Das sechsstufige Doppelkupplungsgetriebe gibt es als Option, nicht als Zwangskombination - und das ist gut so. Wer nämlich mit dem 180 PS starken Zweiliter liebäugelt, kauft die Automatik gleich mit. Und ärgert sich dann möglicherweise über verzögertes Ansprechen und über ruckeliges Anfahren. Schneller kann der 1,4 Liter-Käufer 2.000 Euro nicht sparen. Exakt diese Summe sollte er in die nächst höhere Ausstattungslinie "Comfortline" stecken. Die Basis "Trendline" ist nämlich VW-typisch recht karg. Nicht einmal Nebelscheinwerfer spendiert Volkswagen der immerhin 28.150 Euro teuren Basisausstattung. Comfortline hat alles Nötige, außer Sitzheizung, an Bord, ohne - auch das wieder typisch - echte Ausstattungs-Highlights zu bieten.
Fast eine Gemeinheit: Auch auf elektrisch anklappbare Außenspiegel und einen Tempomat müssen Comfortline-Käufer verzichten. Lobenswert dagegen: die serienmäßig verschiebbare Rückbank, die den Tiguan zu einem der größten und variabelsten Fahrzeuge seiner Klasse macht. 615 Liter Normkofferraum schafft nicht einmal der 40 Zentimeter längere Mercedes GLE.
Mit Metalliclack kommt der VW Tiguan als Comfortline auf 30.715 Euro Verkaufspreis. Ein solider Mittelplatz im Kompakt-SUV-Segment. Audi, BMW und Mercedes kosten deutlich mehr, ohne wirklich mehr zu bieten.
Und wie fährt sich der neue Tiguan? Solide, sicher, komfortabel. Und vollkommen unaufgeregt und unspektakulär. Typisch für den unauffälligen Musterknaben im Kompakt-SUV-Segment.
Fotos: VW